Startseite | Kontakt | Seitenstruktur | Tageslosung |

Europäisches Jugendwerk e.V.

   

 aktionen im jahr 2002

28. Dezember 2002 - 5. Januar 2003
Hilfstransport V/2002 Kreis Pinsk, Belarus

Eine ?berraschung f?r Schneefl?ckchen.
Am Morgen des 28. Dezember 2002 war es wieder so weit - wir gingen mit drei Autos und ca. 3 Tonnen Hilfsg?tern auf gro?e Fahrt nach Wei?russland. Diesmal sollte vor allem die Schule in Asneschize und ein psychoneurologisches Internat Kleidung, Spielzeug und Betten bekommen. Au?erdem hatten wir Geschenkt?ten f?r die Kinder in der Dorfschule, dem Kindergarten und f?r behinderte Kinder in Pinsk dabei, die Sch?ler in Dresden und im Erzgebirge gepackt hatten - schlie?lich kamen wir ja p?nktlich zum Jolka-Fest nach Wei?russland, das nach wie vor im russischsprachigen Raum gefeiert wird und einen Mix aus Begr??ung des neuen Jahres, Fasching und Weihnachten bildet (von den Sowjets an Stelle des Weihnachtsfestes gesetzt).

Nach gewohnt langer, aber relativ problemloser Fahrt kamen wir am Mittag des 29. Dezember in Asneschize an, wurden freudig empfangen und sogleich in der Schulk?che bewirtet. Untergebracht waren wir, bis auf zwei Ausnahmen, gemeinsam in einem Dorfhaus. Am n?chsten Vormittag trafen sich unsere Sommerlagerbetreuer mit "ihren" Kindern, die im Juli 2002 zur Erholung in Dresden waren, sangen Lieder und veranstalteten eine Schneeballschlacht. Danach trennten wir uns - ein Teil der Gruppe brach ins frostig-kalte Minsk auf, um bei minus 25 ?C die Stadt kennen zu lernen und Sylvester zu feiern. Die anderen blieben in Pinsk bei unseren Freunden und feierten dort auf wei?russische Art.

Im neuen Jahr, am 2. Januar, trafen wir uns schlie?lich alle wieder. Es hatte geschneit und das Dorf sah noch vertr?umter aus als sonst. Die Sch?ler der oberen Klassen hatten f?r die Kleinen ein Theaterst?ck vorbereitet. Da man sich zum Neujahrsfest traditionell verkleidet, durften wir viele kleine singende Schneefl?ckchen, Piraten und Tiere um die gro?e Jolka (Tanne) im Sportsaal tanzen sehen. Im Rahmen dieser Feier verteilten wir die mitgebrachten Geschenke in der Schule. Gl?cklicherweise hatten wir unser eigenes "V?terchen Frost aus Dresden" - den "Djiet Moroz iz Dresdena" - dabei, mit Kost?m, echtem Bart und Pelzm?tze. Auch wenn er nicht alles verstanden hat, was die Kinder ihm da an Gedichten - teils in wei?russisch - aufgesagt haben, so war es doch eine sch?ne Art, die Geschenke zu ?berbringen. Und es wurde wohl allen wieder einmal bewusst, wie sch?n es ist, anderen Freude zu machen. Danach besuchten wir den Kindergarten und auch dort verteilte unser Weihnachtsmann die Geschenke.

Wir besichtigten ein psychoneurologisches Internat, welches ca. 15 km von Pinsk entfernt, au?erhalb eines Dorfes liegt. Die Einrichtung bietet etwa 300 Personen mit verschiedenen psychischen Krankheiten einen Wohnsitz auf Lebenszeit und machte einen sehr sauberen und aufger?umten Eindruck. In dem Heim werden keinerlei therapeutische Ma?nahmen angewandt, ausgenommen eine Art landwirtschaftliche Arbeitstherapie im Sommer - ein gutes Beispiel f?r das sehr marode Gesundheitssystem: sie dient neben der Besch?ftigung der Patienten auch dem Erhalt der Anstalt, die ohne die Produkte aus dem Eigenanbau nicht existieren k?nnte. Mit unseren Kleiderspenden lagen wir richtig, ?ber weitere Unterst?tzungsm?glichkeiten in Zukunft wurde sich verst?ndigt.

Und dann sa?en wir auch schon wieder den letzten Abend zusammen, denn ein Teil der Gruppe musste am 6. Januar wieder in Dresden sein. Der Rest widmete sich der Komplettierung der sanit?ren Anlagen, die wir im Sommer im Rahmen eines Workcamps in der Dorfschule eingebaut hatten und schmiedete kr?ftig Pl?ne f?r das kommende Jahr: Unter anderem wollen wir gemeinsam mit ?rtlichen Fachkr?ften im Sommer die von der Schlie?ung durch die Schulbeh?rde bedrohte Schulk?che renovieren.

Schlie?lich war auch f?r die Restlichen die Zeit schon wieder vor?ber, wie immer viel zu schnell und randvoll mit Eindr?cken. Asneschize verabschiedete uns im wei?en Kleid und in herrlicher winterlicher, besinnlicher Ruhe, die man heutzutage nur noch allzu selten irgendwo antrifft.

Wir danken recht herzlich allen, die uns so unterst?tzt und geholfen haben, diesen Transport durchzuf?hren, die P?ckchen gepackt und Zeit investiert haben, die uns vielleicht auch w?hrend der Fahrt die Daumen gedr?ckt haben und die leider nicht dabei sein konnten, um die fr?hlichen Augen der Kinder zu sehen und die vielen "dzjakuj" (wei?russ.: Danke) und "spasibo" zu h?ren.Die besten W?nsche an alle f?r das neue Jahr 2003 und wir hoffen, dass unsere Arbeit auch in diesem Jahr nicht an Interesse und Unterst?tzung verliert!
Tina W?nschmann, Swen Steinberg

16. - 31. August 2002
Workcamp in Asneschizy, Belarus

Wer will flei?ige Handwerker sehen...
Am Anfang war eine Idee, eine zugegeben ziemlich verr?ckte. Oft genug hatte uns der Weg bei den letzten Transporten zur Schule von Asneschize gef?hrt, einer zentralen Schule f?r mehrere Orte nahe Pinsk, in welcher ca. 350 Kinder lernen.

Bei der Unterhaltung mit den Lehrern und Kindern und nat?rlich beim Rundgang ?ber das Gel?nde fiel uns immer wieder der Zustand der sanit?ren Anlagen unangenehm auf. Die Klos konnte man als besseren Stall bezeichnen und zum H?nde waschen gab es unvorstellbarerweise f?r alle Kinder und das Schulpersonal gerade ein einziges Waschbecken. Und unsere Idee wuchs.

Vor ca. einem Jahr sprachen wir zum ersten Mal mit den Lehrern ?ber die Durchf?hrung eines solchen Projektes, nahmen Mass von R?umen in der Schule, die f?r einen Neueinbau von Toiletten als m?glich erschienen und sa?en mit Architekten und Sanit?rinstallateuren in Dresden zusammen, um konkrete Pl?ne zu entwerfen.

Im Fr?hjahr diesen Jahres wurde die Idee pl?tzlich greifbar, als die Stiftung fuer West-Oestliche-Begegnung unseren F?rderantrag bewilligte. Wir begannen das notwendige Material zu sammeln und junge Leute zu suchen, die mitarbeiten wollten.

Am Morgen des 16. August starteten wir in Dresden - 17 Leute und drei Kleintransporter -, um unsere Idee Wirklichkeit werden zu lassen: In zwei Wochen neue sanit?re Anlagen f?r die Dorfschule zu bauen. Nach langer und problemloser Fahrt kamen wir am Nachmittag des 17. in Asneschize an, bezogen alle gemeinsam in der Schule unser Quartier und bereiteten den ersten Arbeitstag vor. F?r alle, die zum ersten Mal in Wei?russland und der Schule waren, stand auch gleich ein Lokaltermin ins Haus: Die Besichtigung der alten, f?r eine Schule untragbaren Anlage, die Grund und Motivation f?r die Arbeit der folgenden zwei Wochen darstellte.

Sonntag fr?h legten wir zum ersten Mal Hand an und begannen mit dem "Entkernen" der alten R?ume. Rohre, Fenster, T?ren, auch Fliesen und anderer, abgestellter Kram mussten herausgehackt und wegger?umt werden. Nebenbei wurde aus altem Rohr und Vorh?ngen gleich noch eine Waschgelegenheit gebaut, genauer eine Duschkabine, in der leider nur ein Gartenschlauch mit kaltem Wasser lief. Au?erdem bauten wir f?r unsere gehobenen Anspr?che ein provisorisches Klo. F?r die Befriedigung der ?brigen Grundbed?rfnisse sorgte Ljuba, die Schulk?chin, die uns mittags und zum Kaffee reichlich versorgte.

Mit jedem Tag wuchs unser Bau und jeder der Teilnehmer konnte sich durch sein K?nnen einbringen und oft genug auch einiges dazu lernen - verst?ndlicherweise, denn die meisten von uns waren Studenten und hatten noch nie auf einer Baustelle gearbeitet. Die Aufgabenpalette reichte vom W?nde verputzen und streichen, Fliesen legen und Rohre installieren bis hin zum Sp?lkasten anschrauben und Vorh?nge n?hen und forderte uns oft genug Improvisationsgeist ab. Schlie?lich kann man in Wei?russland nicht einfach in den Baumarkt fahren und ein fehlendes Teil besorgen, sei es noch so allt?glich.

Die Freizeit kam nat?rlich auch nicht zu kurz. Neben einem Tagesausflug nach Minsk waren wir oft in Familien eingeladen und konnten dabei hautnah die Lebensbedingungen kennenlernen. Die Kreisstadt Pinsk wurde besichtigt, und in einem idyllischen See konnten wir uns vom Dreck der Baustelle s?ubern. Fast jeden Abend sa?en wir am Lagerfeuer hinter der Schule, wo wir mit den Jugendlichen des Ortes ins Gespr?ch kommen konnten, von denen wir einige schon am ersten Abend in der Dorfdisko kennengelernt hatten. Am Anfang stand die Idee - und am Ende ?

Am Ende stand eine nagelneue, funktionierende Anlage in der Schule, genauer zwei R?ume mit jeweils drei M?dchentoiletten; zwei R?ume mit insgesamt drei Toiletten und vier Urinalen f?r die Jungs; dazu ein separates Lehrerklo und, quasi als Bonbon, ein Waschraum mit drei Waschbecken und einem Wasserspender in der Essenk?che.

Uns allen war, da wir den Bau Schritt f?r Schritt mitverfolgt haben, die Arbeit wohl nicht so bewusst, die wir in den wenigen Tagen dort geleistet haben. Aber der Vergleich mit Bildern der Ausgangssituation und die Begeisterung der Kinder und Lehrer beim Begutachten unseres Werks liessen uns den Erfolg dann doch deutlich sp?ren und zufrieden die Nachhausefahrt antreten.

Aus der Idee war Wirklichkeit geworden, f?r die Kinder und Angestellten der Schule kehrt nun ein St?ck mehr die Normalit?t ein, die in einer Schule gegeben sein sollte. Wir haben es tats?chlich geschafft, als eine Gruppe, eine gemeinsame Kraft, dieses gro?e Projekt umzusetzen. Wir haben dabei in vielen Bereichen dazu gelernt, nicht nur handwerklich, sondern auch zwischenmenschlich, kulturell und sprachlich. Neben dem Erfolg des Bauprojektes wurde denen, die zum ersten Mal in Wei?russland waren, diese ganz andere Welt er?ffnet, in der man als Westeurop?er so einiges lernen kann. Dank sei an dieser Stelle all jenen gesagt, die uns im Vorfeld unterst?tzt haben, sei es durch ihre Spenden, ihre Zeit oder ihre Kraft - also all jenen, die uns geholfen haben, dieses Projekt gelingen zu lassen.

01.- 26. Juli 2002
Kindererholung in Dresden und Warnem?nde, Deutschland

Nach drei Wochen Aufenthalt in der 81. Grundschule in Dresden-D?lzschen, verbrachten unsere kleinen weissrussischen G?ste ihre letzten f?nf Tage in Deutschland an der Ostsee. Das Wetter in Warnem?nde war um einiges besser als in Dresden, so dass die Kinder und auch die Betreuer in der Ostsee baden konnten. Eine Hafenrundfahrt rundete das Programm ab. Am Freitag ging es um 16:07 mit dem Zug ab Berlin-Lichtenberg wieder auf die Heimreise. Herzlichen Dank an alle Spender f?r Ihre Unterst?tzung!

27. M?rz - 3. April 2002
Oster-Hilfstransport III/2002 Kreis Pinsk, Belarus

Der Fr?hjahrshilfstransport erreichte Pinsk nach ca. 35 Stunden Fahrt am Karfreitag fr?hmorgens. Am selben Tag wurden die Zollformalit?ten erledigt und die Ladung an Invalidenverein, Geburtsklinik und Asneschizer Dorfschule verteilt. Sieben Transportteilnehmer wurden in Asneschize bei Gastfamilien untergebracht, der Achte in Pinsk.

Am Wochenende konnten wir uns von der Fahrt erholen, das Wetter war traumhaft, ein Teil der Gruppe fuhr in die Stadt, die anderen genossen die Landluft. Viel besser als bei den vorigen Besuchen konnten wir uns ein Bild vom Alltag auf dem Land machen und von der Schwierigkeit, Berufsleben und Hofbewirtschaftung als Pfeiler der Lebensgrundlage zu bew?ltigen.

Die Lebensbedingungen sind schlechter als in der Stadt, die M?glichkeit der Selbstversorgung mit Erzeugnissen vom eigenen Hof sehen die meisten jedoch als Vorteil. Und wie in Deutschland sch?tzen die Dorfbewohner Annehmlichkeiten des Landlebens wie Ruhe, frische Luft und engere soziale Beziehungen. Die Gastfamilien waren allesamt gute Bekannte, die uns schon bei den letzten Aufenthalten herzlich aufgenommen und beherbergt hatten.

Am Samstag hatten die Leiterinnen des Invalidenvereins ein Mittagessen f?r uns organisiert sowie ein Kulturprogramm, bei dem wir den Jugendverein der Invaliden kennenlernten. Am Abend erholten wir uns auf dem Dorf in der Banja (Sauna) einer unserer Gastgeberinnen. Den Sonntag, an dem man eigentlich nicht arbeiten sollte, wie man uns sagte, nutzte ein Teil der Gruppe zur Untersuchung des Bausubstanz der Schule und Pr?fung eines von unserem Verein im Sommer geplanten Bauvorhabens an den sanit?ren Einrichtungen der Schule.

Abends hatten die Sch?ler der Dorfschule ein Konzert f?r Lehrer und Eltern im Asneschizer Kulturzentrum organisiert, zu dem wir auch eingeladen waren. Das Engagement der Jugendlichen in Arbeitsgemeinschaften ist im Vergleich zu deutschen Sch?lern enorm gro?, nicht zuletzt deshalb, weil sich Computer und Fernsehen noch nicht als Hauptfreizeitbesch?ftigung durchsetzen konnten. Am Montag und Dienstag bastelten wir mit Sch?lern der unteren Schulklassen und im Kindergarten, was wieder viel Freude machte, da Kinder ein sehr begeisterungsf?higes und ehrliches Publikum sind. Wir ?bergaben au?erdem Spenden an eine Mitarbeiterin der st?dtischen Poliklinik und brachten einen Kopierer in eine Schule im Dorf Stytychevo, s?dlich von Pinsk. Am Dienstag verteilten wir an die Kindergartenkinder und die Klassen 1 bis 4 der Dorfschule Geschenkbeutel mit Malfarben, Pinseln und Block, die haupts?chlich von Sch?lern des Gymnasiums Brand-Erbisdorf gepackt worden waren.

Am Nachmittag bedankte sich die Dorfschule Stytychevo f?r den Kopierer mit einem spontan organisierten Konzert mit wei?russischen Volksliedern. Und am Abend sa?en wir schon wieder zum letzten Mal zusammen mit unseren Gastgebern, die durch Flexibilit?t und bereitwillige Kooperation die Organisation unseres Aufenthalts in Asneschize/Pinsk jedes Mal aufs Neue erm?glichen und damit entscheidend zum Erfolg der Arbeit unseres Vereins beitragen.

Am Mittwochmittag traten wir die R?ckfahrt an und waren am Donnerstag nachmittag wieder in Dresden. Unser herzlicher Dank gilt allen, die durch ihre Unterst?tzung den Transport m?glich gemacht haben - durch Spenden, Tatkraft und ermutigende Worte!
Tina W?nschmann, Swen Steinberg

02.- 06. Januar 2002
Hilfstransport II/2002 Kreis Pinsk, Belarus

?ffnet mir die Herzen    Bilder vom Transport
Nach der besinnlichen Weihnachtszeit in der Familie und der Erf?llung gro?er und kleinerer W?nsche beschleicht die Menschen schon in der Silvesternacht ein leises Gef?hl der Hoffnung: m?ge das neue Jahr nur Gutes bringen, Liebe, Gesundheit, Erfolg. Und sie nehmen sich etwas vor, denn ein neues Jahr hei?t auch neue Kraft, neue Ideen, neue Taten. 

F?r sechs Mitglieder und Freunde des Europ?ischen Jugendwerkes Dresden begann das Jahr 2002 mit einem Geschenketransport nach Asneschizy bei Pinsk in Wei?russland. Hier kommt V?terchen Frost zum Neujahrsfest und Weihnachten f?llt nach dem gregorianischen Kalender in den Januar.

Die Kinder warten also noch und geben Kraft und Motivation, am 2. Januar fr?h die ?ber 1000 Kilometerlange Fahrt anzutreten. In zwei Kleinbussen und zwei Anh?ngern stapeln sich ?ber 500 Geschenkpakete mit S??igkeiten, Spielzeug und Schreibmaterial, die im November und Dezember von Sch?lern in sieben Dresdner Mittelschulen f?r die Kinder in Asneschizy geschn?rt wurden. Au?erdem warten 500 T?ten Lebkuchen und Kisten mit Spielzeug, Schokolade und Schulmaterial auf ihren Bestimmungsort Minsk, wo sie an Waisen und behinderte Kinder verteilt werden sollen. Hinzu kommen noch fast 200 kg Waschmittel f?r das Pinsker Kinderkrankenhaus.

Der schwerste Gegner auf der Reise ist der Winter. K?lte, Verwehungen und ein absolut ?berforderter R?umdienst in Polen lassen die Fahrt zur Nervenprobe werden. Unf?lle und steckengebliebene Autos entlang der ganzen Strecke machen das Risiko bewusst und das Verh?ltnis von Aufwand und Effekt des Transports wird fraglich. Wir erreichen Pinsk schlie?lich mit einem Tag Versp?tung, am 3. Januar um Mitternacht. Da in den Neubaugebieten der Stadt die Zentralheizungen nicht auf voller St?rke laufen, werden drei von uns direkt im Dorf untergebracht - Ofenheizung, sofern Brennmaterial vorhanden ist, ist immer noch die verl?sslichste Heizung.Da alle einzeln in Gastfamilien wohnen, kann auch jeder in den folgenden drei Tagen seine eigenen Beobachtungen zum Alltag in den Familien, den Wohnverh?ltnissen und der wirtschaftlichen Situation anstellen. Die Gastfreundschaft, mit der wir aufgenommen werden, bleibt ein Ph?nomen.

Am Freitag, dem 4. Januar, versammeln sich fast alle der 300 Sch?ler und ihre Lehrer in der Dorfschule, einem der wenigen Steinbauten im alten Teil des Dorfes. Sie wissen, dass wir kommen, aber nicht, was sie erwartet. Gemeinsam tragen sie mit uns die P?ckchen und Kisten in die Schule, l?cheln verschmitzt unter ihren Wollm?tzen hervor und sind wohl gespannt, was nun kommt. Eine Lehrerin erkl?rt ihnen, dass Dresdner Sch?ler Weihnachtsgeschenke f?r sie gepackt haben und dass sie klassenweise in den gro?en Korridor der Schule kommen sollen, um ihr P?ckchen in Empfang zu nehmen. Im gro?en Korridor steht ein geschm?ckter Tannenbaum, zu dessen F??en ist V?terchen Frost und seine Enkelin Schneefl?ckchen, gebastelt aus buntem Papier.

Zuerst kommen die Kleinsten, die Vorschulklasse, stellen sich neben dem Baum auf und singen ein Neujahrslied. Sch?chtern, aber mit leuchtenden Augen, nimmt jedes sein Geschenk entgegen und im Chor bedanken sie sich mit "Spasiba" - dankesch?n. Und so geht es weiter, wir h?ren russische und wei?russische Lieder ?ber das Neue Jahr, den Tannenbaum und ?ber fr?hliches Zusammensein. Eine Klasse singt schon beim Hereinkommen. Hier und da erkennen wir Kinder, die schon in Dresden im Ferienlager waren, sie bedanken sich mit "Dankesch?n", die wissenden Augen blitzen schelmisch. Wer sein Geschenk schon hat, l?uft schnell nach Hause. Immerhin sind Ferien, um den anderen zu zeigen, was man bekommen hat. Es ist ja gerade erst so, aufregend. Bei den ?lteren Klassen ist die Situation schwieriger. F?r die Sch?ler sind wir nicht der Weihnachtsmann, sondern die Wohlt?ter aus einem reicheren Land. Wir erkennen ein Problem, auf das wir uns beim n?chsten Mal besser vorbereiten sollten.

Schlie?lich haben wir die elfte Klasse verabschiedet und sind fertig. Der Schulhof ist schon wie leergefegt, die Lehrer verabschieden sich von uns und bedanken sich, sie kennen ihre Sch?ler besser als wir und k?nnen vieles besser beurteilen. Der Sohn einer Lehrerin ?berreicht uns zum Andenken selbstgebastelte Schatullen, mit Muscheln und Steinen vom Schwarzen Meer verziert. Wir sollen einen Wunsch f?r das neue Jahr hineinlegen. Ich habe es getan.

Beim Mittagessen erz?hlen uns die Direktorin der Schule und drei Lehrerinnen von Erfolgen und Problemen der Schule. Nach den Pr?sidentschaftswahlen im Herbst wurden die Geh?lter der Lehrer gek?rzt. Der Kopierer, den wir im Herbst mitgebracht haben, ist ein kleiner Lichtblick, er erleichtert die Lehrarbeit und wird rege genutzt. Problematisch ist der Nachkauf von Kopierfarbe. Aber Probleme sind ja da, um gel?st zu werden und der Pragmatismus ist ja in diesem Land zu Hause.

Da wir noch viele Geschenke ?brig haben, bitten uns die Lehrerinnen, auch f?r die Kinder der Mitarbeiter der Schule, also den Hausmeister und das K?chenpersonal, etwas dazulassen. Eine Bitte, der wir gern nachkommen. Weitere 70 P?ckchen bringen wir in den Dorfkindergarten, dort ist gerade Mittagsschlafzeit und alles ganz still. So beschlie?en wir, dass V?terchen Frost am n?chsten Tag kommen soll. Am Nachmittag stiefeln wir durch das verschneite Dorf und trinken Tee bei unseren Gastfamilien.

Derweil bringen zwei von uns die restlichen, nochmals ungef?hr 70 Geschenke in die Stadt zu einem Verein, der sich um die Ausbildung benachteiligter Kinder, vor allem Waisen, k?mmert. Dort sollen sie dann an Kinder in der Stadt verteilt werden.

Innerhalb von 5 Stunden haben wir unsere Fracht unter die Kinder gebracht, was weiter damit geschieht, muss sich in unserer Vorstellung ergeben: das Auspacken, Spielen und der Oma Zeigen. Am Abend sind wir bei einer der Gastfamilien eingeladen und kommen in den entspannenden Genuss, nach 2 Tagen Fahrt und immerhin 20 Grad Minus, die hauseigene Dampfsauna zu besuchen. Beim Abendessen schwirren Trinkspr?che ?ber den Tisch mit guten W?nschen, Dankesworten, Preisung der Gastfreundschaft und Heiratsprognosen. Am Ende sind wir alle gute Bekannte und gehen zeitig schlafen, denn noch sind nicht alle Pflichten erf?llt.

Am Samstag morgen fahren drei von uns nach Minsk, um die S??igkeiten und das Spielzeug abzuliefern. Es ist f?r den Verein "Mit Hoffnung in die Zukunft" bestimmt, eine Organisation, die haupts?chlich Koordinationsaufgaben im Bereich der humanit?ren Hilfe in ganz Wei?russland erf?llt. Zu Weihnachten nimmt sie auch selbst Sachspenden entgegen, denn in einem Minsker Theater soll am Sonntag eine Theaterauff?hrung f?r Waisen und behinderte Kinder stattfinden, an deren Ende jedes Kind ein Geschenk erh?lt. So kommen wir gerade noch zur rechten Zeit - den Mitarbeitern des Vereins bleibt die Aufgabe, bis zum n?chsten Tag die Geschenkp?ckchen f?r die Kinder zusammenzustellen.

Vom verschneiten Minsk sehen wir nicht viel, wir wollen am Abend wieder in Pinsk sein. Die Strassen- und Wetterverh?ltnisse sind noch immer winterlich, aber inzwischen etwas besser geworden. Wir sch?pfen Hoffnung f?r die Heimfahrt nach Dresden. Am Abend, nachdem nun wirklich alle Pflichten erf?llt sind, sollen wir im ?rtlichen Kulturhaus in die Besonderheiten der russischen Diskothek eingef?hrt werden. Wenn man sich mit Sprache nicht verst?ndigen kann, hilft Tanzen ganz sicher, es ist auf jeden Fall sehr angebracht, denn die Diskothek ist, wie ich sp?ter erfahre, nicht beheizt. Ich bleibe zu Hause und meine dreij?hrige Gastschwester stellt mir ihren neuen Pl?schhasen vor, den sie im Kindergarten bekommen hat. Das V?terchen Frost kein Russisch sprach und am Vortag noch beim Tee trinken neben ihr am Tisch sa?, war ihr nicht aufgefallen, nur dass er einen schwarzen, anstatt eines wei?en Bartes hatte. Meine Gastmutter erz?hlt mir begeistert, wie beeindruckt die Kinder waren, dass sie Lieder gesungen h?tten und dass Natascha ihr Geschenk ganz allein nach Hause tragen wollte. Und innerhalb eines Tages war der Hase schon zum st?ndigen Begleiter geworden. Das war also die Geschichte eines der 500 Geschenke.

Den Sonntag nutzen wir, um die Umgebung zu erkunden, in die Stadt zu gehen, Organisatorisches f?r die Vereinsarbeit in diesem Jahr zu besprechen und uns auszuruhen. Zum Mittagessen werden wir wieder alle gemeinsam zu einer Familie eingeladen, die extra das Weihnachtsessen um einen Tag vorgezogen hat, um uns mit ihren Traditionen vertraut zu machen. Unter der Tischdecke der reich gedeckten Tafel liegt Stroh, bildlich f?r den Stall und die Krippe in Bethlehem. Wir sollen von allen Gerichten auf dem Tisch probieren und es werden wieder zahlreiche Trinkspr?che ausgebracht, schon dem nahenden Abschied gewidmet - wir m?gen wiederkommen; auf die Freundschaft, auf die Liebe in allen Familien, auf die Kinder. Das wirklich Wichtige.

Am Abend besuchen wir noch die Notaufnahme des Kreiskrankenhauses in Pinsk. Ein kurzer Rundgang durch das Krankenhaus stellt der Harmonie im Kreis der Familie auf krasse Weise die Realit?t des Alltags und die gesellschaftliche und soziale Situation des Landes gegen?ber. Es fehlt am N?tigsten. Wir hatten bereits geh?rt, dass sich die wei?russischen Krankenh?user nur durch ausl?ndische Hilfe aufrechterhalten k?nnen. Ein entsprechendes Bild vermittelt uns das Krankenhaus. Wir stehen also am Anfang eines neuen Jahres, in dem wir viel tun k?nnen.

Die Leute im Land leben von ihrem Optimismus, von der Kraft, die sie sich gegenseitig in ihren Familien geben und durch ihre Kinder. Auch f?r den Fall, dass es pathetisch klingt: sie haben diese Kraft auf uns ?bertragen, die Hoffnung im Kleinen zu sehen, unsere M?glichkeiten nicht zu untersch?tzen, mit dem, was wir haben, gl?cklich zu sein. F?r den Verein hei?t das, dass auch jede kleine Spende und Hilfe Sinn macht und ihre Bestimmung findet. Jedes gl?ckliche Kind ist ein Erfolg, jedes Kinderlachen ein Ansporn weiter zumachen.

Und an dieser Stelle ein gro?er Dank an alle Dresdner Lehrer und die Sch?ler und ihre Eltern, die sich die Zeit genommen haben, ein Geschenk zu packen f?r jemanden, den sie nicht kennen.

Ich hoffe, dieser Bericht kann den Erfolg vermitteln und w?nsche den Familien ein gesundes und gl?ckliches Jahr 2002. Dank gilt nat?rlich auch all jenen, die uns mit materiellen und finanziellen Spenden, freiwilliger Arbeit und Ideen unterst?tzt haben und damit geholfen haben, dass dieser Transport zustande gekommen ist. F?r die Mitfahrer hei?t es, dass der Aufwand sich gelohnt hat. Wir bringen nicht nur etwas nach Wei?russland, wir bekommen auch jedes Mal etwas mit zur?ck. Wir sind ?brigens am 8. Januar fr?h um 2 Uhr, nach unproblematischer Fahrt, wieder in Dresden angekommen. Mit vielen Eindr?cken und Erinnerungen. Und f?r mich hei?t es: Weitermachen - eben nur weitermachen.
Tina W?nschmann

Neujahr 2002
Hilfstransport I/2002 nach Trogir, Kroatien

Wir haben eine Berufsschule mit Lehrmaterial f?r den Deutschunterricht versorgt.

   
  Haftungsausschluss | Impressum | Datenschutz |